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Wenn ich in fremden Städten unterwegs bin, suche ich immer gerne das lokale Kunstmuseum auf. Nach den ersten eigenen Eindrücken einer Stadt, finde ich es immer spannend, die Umgebung nochmal durch das Auge von Künstlern sehen zu können, die meist in der Gegend tätig waren. So verhält es auch mit der Vancouver Art Gallery. Sie beherbergt momentan Ausstellungen von Lawren Harris, Edward Burtynsky, Emily Carr und Myfanwy MacLeod. Außerdem gibt es gerade noch eine Artists Choice von Myfanwy MacLeod und Grant Arnold, sowie die Sammlung »Out of Sight: New Acquisitions«, welche die Schenkungen für die Artgallery aus den letzten 3 Jahren präsentiert.

Lawren Harris – Canadian Visionary

LawrenHarris-Mount-Thule-Bylot-Island-1930Der Einstieg des Museums startet mit Lawren Harris und das ist für eine Wahlberlinerin wie mich genau richtig, denn schon sehr früh ging er nach Berlin und so beginnt auch diese Ausstellung in meiner neuen Heimat. Harris ist vor allem für Landschaftsmalerei in Kanada eine außerordentlich wichtige Figur. Schön zu beobachten an seinen Arbeiten ist, wie sehr sein Stil von seinen Reisen abhängig war. In Zeiten von Globalisierung, Facebook und Pinterest mischen sich die Einflüsse heutzutage arg. Zu Harris’ Zeiten war das noch nicht der Fall. Seine Eindrücke von Deutschland, Kanada und den USA sind so unterschiedlich wiedergegeben und Jahr für Jahr wurden seine Werke geometrischer und abstrakter.

Edward Burtynsky – A Terrible Beauty

BurtGreenIch bin ja eigentlich kein großer Freund von Fotografie im Rahmen der Kunst. Oft fehlt mir das Konzept, der originelle Gedanke und der Hintergrund. Aber Edward Burtynsky hat mich mit seiner Ausstellung »A Terrible Beauty« voll überzeugt. Wunderschön scheinen die großformatigen Landschaftsaufnahmen aus Kanada, aber auch von überall sonst auf der Welt. Doch beim genauerem Hinsehen dann der Fehler: Kleine Störungen, oft fast nicht sichtbar, greifen in die natürliche Landschaft ein – das Schaffen des Menschen wird fast nicht wahrgenommen, aber doch auf absurde Weise dargestellt. Bei genauerem Hinsehen sieht man die zerstörerische Kraft, Ölplantagen, Müllberge, Autobahnen quer durch die Prärie, schachbrettsystematisch errichtete Städte mitten in der Wüste usw. …
Überall haben wir unsere Finger im Spiel, überall bricht Artefakt Natur. Auf den ersten Blick bezaubernd, auf den zweiten erschreckend.

Emily Carr – Scorned

EAG-68-1.6.16_lgeEin sehr passendes Zitat zu den Arbeiten von Burtynsky habe ich in der begleitenden Ausstellung von Emily Carr gefunden:

»There’s a torn and splintered ridge across the stumps I call »screamers«. These are the unsawn last bits, the cry of the tree’s heart, wrenching and tearing apart just before she gives that sway and the dreadful groan of falling, that dreadful pause while her ececutioners step back with their saws and axes resting and watch. It’s a horrible sight to see a tree felled. As you pass among them you see their screamers sticking up out of their own tombstones, as it were. They are their own tombstones and their own mourners.«

Grundsätzlich auffällig war übrigens, dass sich die Kanadier in der Galerie alle angeregt miteinander unterhalten haben. Ich wurde sogar von einer Besucherin angesprochen, als ich vor einem Bild stand, das in ihrer Heimat fotografiert wurde. Sie hat mir eifrig von dem gezeigten Berg erzählt und von den eisigen Temperaturen dort. Im Gegensatz zu den meisten deutschen Museen, die ich kenne, herrscht in Vancouver also nicht die heilige Stille, gegen die ich schon seit ewigen Zeiten versuche anzukämpfen, denn sie bremst Wissensvermitllung und wichtigen Austausch meiner Meinung unverzeihlich nach aus.

Noch einige andere sehr interessante Künstler und Arbeiten findet man in der Vancouver Art Gallery. Ein Besuch lohnt sich also auf jeden Fall.

Vancouver Art Gallery
750 Hornby Street, Vancouver
BC V6Z 2H7

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