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Christoph Niemann in der Galerie Max Hetzler

Ausstellung: Christoph NiemannZum ersten mal wurde ich auf Christoph Niemann aufmerksam, als er den Abschlussvortrag auf der TYPO Berlin 2011 »Shift« hielt. Klar habe ich seine Illustrationen schon vorher gesehen, aber mir war bis dahin nie klar, wer da als Person dahinter steht und deshalb konnte ich den Namen damals auch erst mal gar nicht zuordnen. Aber wie es so ist auf einer großen Konferenz wie der TYPO, man lässt sich zwischendurch auch einfach mal treiben, nimmt mit, was gerade kommt und so war es auch damals, zum letzten Vortrag, der bekanntlich ohne Konkurrenz aus den anderen Vortragsräumen läuft – weshalb ich das Programmheft auch einfach mal Programmheft sein habe lassen und mich  damals auch völlig unvorbereitet zu meinem Platz begeben hatte.

Als Niemann in seinem Anzug, seinen brav gescheitelten Haaren, sowie seiner etwas aus der Zeit geratenen Brille hinter dem Pult auftauchte und dann auch noch seinen Vortrag auf Englisch ankündigte, musste ich mir erst einmal arrogant die Stirn kratzen. Will der Marketingtyp da vorne seinen vermutlich mittelmäßigen Vortrag nun wirklich außerhalb seiner Muttersprache halten? Ohje …

Bereits 5 Minuten später habe ich mich dann in eingeschrumpfter Version in meinen Sitz verkrümelt und mich zu tiefst für mein völlig ungerechtfertigtes voreiliges Urteil geschämt. Sein Vortrag war einfach grandios, der absolute Höhepunkt der damaligen Konferenz, voller schlauer sowie immer humoriger Geschichten, bei denen er sich am liebsten Selbst auf die Schippe nimmt.

Und genau diese Geschichten erzählt Christoph Niemann am liebsten innerhalb seiner zahlreichen Illustrationen, von denen er einen kleinen, ganz winzig kleinen Auszug momentan in der Galerie Max Hetzler zeigt. Und so winzig wie sich das anhört ist es aber trotzdem nicht, denn Niemann scheint, zumindest der Anzahl seiner Arbeiten zu folge nichts anderes zu tun als zu zeichnen, tuschen, malen, kleben, basteln, kneten und was auch immer ihm gerade in den Sinn kommt. Neben aktuellen politischen Themen pointiert er vor allem die kleinen allgegenwärtigen oft zwischenmenschlichen Situationen, denen er sich tagtäglich tapfer zu stellen scheint und in denen wir uns alle mit einem Lächeln auf den Lippen wieder finden können.

Wie nicht anders erwartet habe ich mich heute wieder köstlich über seine Werke amüsiert und kann einen Besuch im weit entlegenen Charlottenburg deshalb nur wärmstens Empfehlen. Die Ausstellung läuft noch bis 18. Januar 2014 und ist natürlich kostenlos. ––– Und ich werde mich jetzt an meinen Schreibtisch setzen und gefüllt mir frischer Inspiration mein eigenes Antlitz von vor 2 1/2 Jahren portraitieren – wirklich groß muss das Zeichenpapier dafür ja nicht gerade sein …

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